Ravenna: Freilichtmuseum spätantiker Kunst und Architektur - Kavalierstour (2024)

Ravenna, die nunmehrige Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Region Emilia-Romagna, ist wahrscheinlich im 5. oder 6. Jahrhundert v. Chr. entstanden, als Umbrer und Etrusker auf den kleinen Inseln am Rand des Po-Mündungsdeltas Zuflucht vor vordrängenden keltischen Stämmen suchten. Im Jahr 88 v. Chr. erhielt dann die damals direkt am Meer gelegene, von Wasser umschlossene Lagunenstadt das römische Bürgerrecht. Einige Jahre später (im Jahre 49 v. Chr.) machte sich übrigens Caesar von dort auf, den Rubikon zu überschreiten, was bekanntermaßen den unmittelbaren Anlass für den Bürgerkrieg mit Pompeius darstellte. Unter Kaiser Augustus erlangte das schon seit spätrepublikanischer Zeit mit Rom verbündete Ravenna eine noch größere Bedeutung. Die strategisch günstig gelegene Lagunenstadt an der Adria wurde Flottenstützpunkt und erhielt den Status eines römischen Municipiums.

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Augustus ließ zwischen 35 und 12 v. Chr. in dem vor der Stadt gelegenen Classe einen Flottenstützpunkt errichten. Der Hafen, von dem aus bis zu 250 Schiffe im östlichen Mittelmeer operierten, hatte den Vorteil, dass er von Land aus schwer angreifbar war, weil das Gebiet von Sümpfen umgeben war. Für die nächsten 300 Jahre war Classe einer der wichtigsten Häfen des römischen Reiches. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde der Hafen nicht länger in Stand gehalten, nachdem er in den 250er und 260er Jahren geplündert worden war. In weiterer Folge begann er auszutrocknen. Bild: Mosaik in der Kirche Sant’Apollinare Nuovo in Ravenna mit einer Darstellung des Militärhafens von Classe. © José Luiz Bernardes Ribeiro: Wikimedia Commons

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Das antike Ravenna. Bild aufgenommen im Classis Ravenna Museo della Citta e del Territorio

Seine eigentliche Blüte erreichte die Stadt allerdings erst in der Spätantike als die weströmischen Kaiser ihren Regierungssitz dorthin verlegten. Unter dem Druck der Belagerung Mailands durch die Westgoten entschloss man sich nämlich im Jahre 402 dazu, den kaiserlichen Hof in das besser zu verteidigende Ravenna zu übersiedeln. Bis zum Untergang des Weströmischen Reiches im Jahre 476 sollte dann die ehemalige Provinzstadt mitten im Sumpfgebiet dessen Hauptstadt bleiben. Aus dieser Zeit stammen das Baptisterium der Kathedrale von Ravenna, einige Reste der frühchristlichen Kreuzkirche Santa Croce mitsamt dem weltberühmten sog. Mausoleum der Galla Placidia und auch die Votivbasilika San Giovanni Evangelista, mit deren Bau im Jahr 425 begonnen worden war.

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Modell des kaiserlichen Palastes im 6. Jahrhundert: Der bereits zu Beginn des 5. Jhs. errichtete kaiserliche Palast zeigt die typische Struktur spätantiker Paläste. In der Mitte des Komplexes befindet sich ein großer rechteckiger Hof (Peristyl). Besonders beeindruckend muss die riesige Audienzhalle mit einer im Norden liegenden Apsis gewesen sein. Bilder: aufgenommen im Classis Ravenna Museo della Citta e del Territorio.

Als der Ostgotenherrscher Theoderich den germanischen Heerführer Odoaker, der nach Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustus als Rex Italiae herrschte, 493 vernichtend geschlagen hatte, rückte die einstige kaiserliche Residenzstadt neuerlich in das Zentrum des Geschehens. Der König der Ostgoten machte nämlich Ravenna zur Hauptstadt seines Reiches. Das sorgte naturgemäß für einen neuerlichen Aufschwung. Aus der Zeit Theoderichs und seiner Nachfolger (493 - 526) können heute noch folgende Bauwerke besichtigt werden: Die auf Veranlassung des Ostgotenkönigs gegen Ende des 5. Jhs. errichtete Basilikalkirche Sant´Appolinare Nuovo, die Heiliggeistkirche (Chiesa dello Spiriti Santo), von der leider nur noch einige Mauern und Säulen erhalten geblieben sind, das Baptisterium der Arianer, und schließlich das Mausoleum, das Theoderich der Große vermutlich für sich und seine engsten Vertrauten hatte errichten lassen.

Im 6. Jahrhundert begannen oströmische Truppen im Auftrag Kaiser Justinians I. mit der Rückeroberung Italiens. Im Jahr 540 kam Ravenna schließlich unter oströmisch/byzantinische Verwaltung. Aus dieser byzantinischen Epoche (540 - 751), die sich an die letzten Jahre der Gotenherrschaft anschloss und mit der Eroberung Ravennas durch die Langobarden ihr Ende fand, sind zwei Kirchenbauten erhalten geblieben, die vor allem deshalb einzigartig sind, weil man dort an einigen Stellen noch den originalen Mosaikenschmuck des 5. bis 7. Jahrhunderts bewundern kann. (Im Kerngebiet des Oströmischen Reiches sind derartige Mosaiken fast immer dem byzantinischen Bilderstreit während des 8. und 9. Jahrhunderts zum Opfer gefallen.) Dabei handelt es sich um die als Zentralbau errichtete Kirche San Vitale, die zu den bedeutendsten Kirchenbauten dieser Zeit zählt, und die dreischiffige Basilika Sant´Apollinare in Classe.

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Heute hat es den Anschein, als würde der kleine, bescheiden gehaltene Ziegelbau in unmittelbarer Nähe der Basilika San Vitale und des Nationalmuseums, der der Tradition gemäß als die Grabstätte der Kaiserin Galla Placidia gilt, ein alleinstehendes Gebäude in einer Parkanlage sein. Es ist aber vielmehr so, dass die Tochter von Kaiser Theodosius in dieser kreuzförmigen Kapelle mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht beigesetzt wurde. Außerdem war der ca. 13 x 10 m große Bau nie alleinstehend, sondern ein Teil einer Querhalle der Kirche Santa Croce, die 1602 abgerissen wurde.

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Die Kirche Santa Croce wurde, wie der Chronist Agnellus im 9. Jh. berichtet, im Auftrag von Galla Placidia (388 - 450), als Mutter des späteren Kaisers Valentinian III. einige Jahre lang faktische Regentin des Weströmischen Reiches, errichtet. Die heute nur mehr in ihren Grundmauern erhalten gebliebene Kirche hatte den Grundriss eines lateinischen Kreuzes von ca. 38 m Länge und etwa 30 m Breite. Im Westen war dem Gotteshaus eine schmale, eingeschossige Halle (Narthex) vorgelagert, an dessen beiden Schmalseiten sich jeweils ein kleiner Annexbau anschloss. Bei dem südlichen kapellenartigen Anbau handelt es sich nun um das sog. Mausoleum der Galla Placidia. Heute steht übrigens an der Stelle, wo sich einst die Kirche Santa Croce befand, eine kleine Saalkirche, deren Bausubstanz vorwiegend hoch- bzw. spätmittelalterlich ist. Bild: Corrado Ricci ©Wikimedia Commons

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Dieser kleine Kreuzbau am Narthex der Santa Croce Kirche, der aller Wahrscheinlichkeit nach von Anfang als Privilegiertengrablege konzipiert gewesen sein dürfte, wirkt deshalb etwas plump, weil das Gebäude ursprünglich viel höher war. Im Laufe der Jahrhunderte stieg nämlich das Bodenniveau deutlich an. Die markante Blendbogengliederung, die die Wände des kleinen Ziegelbaus umzieht, ist hingegen - wie auch der (in heutiger Relation demgemäß etwas zu hohe) Tambour über der Vierung - original. Ursprünglich war das gesamte Gebäude darüber hinaus auch verputzt.

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Die Außenwand des einstmals mit dem Narthex verbundenen Nordarms des kreuzförmig angelegten Mausoleums, wo sich heute der Eingang zu dem Monument befindet, ist durch zahlreiche Umbau- und Restaurierungsmaßnahmen so stark verändert worden, dass man die antike Zugangssituation nicht mehr rekonstruieren kann. Außerdem wurde das Fußbodenniveau im Inneren im Jahr 1540 um rund 1,5 m erhöht. Man muss sich also vorstellen, dass damals der Eingang zur Grablege auf jeden Fall deutlich niedriger gewesen sein muss.

In dem in ein mystisch-goldenes Licht getauchten Inneren des sog. Mausoleums der Galla Placidia befinden sich wahrlich prachtvolle Mosaiken, die die Tonnengewölbe über den Kreuzarmen wie auch die Hängekuppel über den Mittelraum überziehen. Zwar wurden die Mosaiken vielfach restauriert und partiell ergänzt, doch dürfte der Eindruck, den wir heute gewinnen können, nicht allzu weit weg von der ursprünglichen Wahrnehmungssituation sein. Man muss sich jedoch immer wieder vor Augen führen, dass wir heute aufgrund der massiven Bodenerhöhung den Kunstwerken weitaus näher sind, und diese daher auch in einem anderen Winkel erscheinen als dies im Originalbau der Fall war. Die unteren Wandzonen weisen die üblichen Verkleidungen mit Marmorplatten auf. Die, die wir heute sehen, stammen allerdings aus dem 16. Jahrhundert.

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Das Baptisterium der Kathedrale von Ravenna (auch Baptisterium der Orthodoxen oder Neonische Taufkapelle genannt) wurde Anfang des 5. Jhdts. von Bischof Ursus in unmittelbarer Nähe zu der zeitgleich ebenfalls von ihm gegründeten Auferstehungskirche (später: Basilika Ursiana) gebaut. Somit gehört der einfache, achteckige Ziegelbau, der wahrscheinlich über einem Nympheum oder einer römischen Therme errichtet wurde, zu den ältesten Baudenkmälern Ravennas. Bischof Neon (450 - 475), nach dem die Taufkapelle benannt ist, ließ dann die üppige Innendekoration anbringen, die wir noch heute bestaunen können. Auch hier lag, wie wir das schon beim sog. Mausoleum der Galla Placidia gesehen haben, das ursprüngliche Bodenniveau wesentlich tiefer. Folglich sind die Apsiden, die aus dem Bau herausragten, mittlerweile teilweise unter der Erde, und die Proportionen insgesamt sind deutlich verändert und entstellt. Man braucht also auch hier wieder ein gerüttelt Maß an Phantasie, um sich vorstellen zu können, wie die Kapelle einst ausgesehen haben mag. Der Dom, der heute an der Stelle, an der sich einst die Basilika Ursiana befand, steht, stammt übrigens aus dem 18. Jhdt.

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In der Mitte steht ein achteckiges Taufbecken auf dem mittlerweile vierten, immer wieder erhöhten Fußboden. Es stammt aus dem beginnenden 16. Jhdt. Einige ursprüngliche Teile sind trotzdem noch erhalten geblieben. Bild: Carlo Pelagalli ©Wikimedia Commons

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Die Mosaikdekoration stammt wie schon erwähnt aus der Zeit von Bischof Neon. In der Kuppelmitte ist die Taufe Christi dargestellt, der bis zur Taille im durchsichtigen Wasser des Jordan eingetaucht ist. Zu seiner Rechten befindet sich der den Ritus vollziehende Johannes der Täufer.

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Bei der Kirche San Giovanni Evangelista handelt es sich um eine von Kaiserin Galla Placidia in Auftrag gegebene Votivbasilika, mit deren Bau im Jahr 425 begonnen wurde. Die Kirche lag damals auf dem Areal der kaiserlichen Residenz. (Der 42 m hohe Westturm stammt aus dem 10.Jhdt.) In späteren Jahren wurde das Gotteshaus mehrfach umgebaut und dadurch entstellt. Anlässlich der Dante-Jahrhundertfeier im Jahr 1921 wurden der Basilika aber weitgehend die alten Formen zurückgegeben.

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Die zunächst dem arianischen Glauben gewidmete dreischiffige Basilikalkirche Sant’ Apollinare Nuovo, die auf Veranlassung Theoderichs des Großen errichtet wurde, ist vor allem wegen der Wandmosaiken in ihrem Innern bekannt. Ihren heutigen Namen erhielt die Basilika drei Jahrhunderte später, nachdem dort die Reliquien des hl. Apollinaris zur letzten Ruhe gebettet wurden.

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Das Baptisterium der Arianer wurde gegen Ende des 5. Jahrhunderts errichtet. Berühmt ist die Taufkapelle, die mehr als 2 m unter dem heutigen Bodenniveau liegt, vor allem wegen der äußerst ungewöhnlichen Mosaikdekoration der Kuppel, wo im zentralen Medaillon - wie auch im Baptisterium der Kathedrale - die Taufe Christi im Jordan dargestellt wird.

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Um 520 ließ sich der ostgotische König Theoderich auf dem Friedhof der Goten-Vorstadt ein „aus behauenen Blöcken zusammengefügtes Denkmal“ (Anonymus Valesianus) als Mausoleum für sich und seine engsten Vertrauten errichten. Das eindrucksvolle Bauwerk folgt Vorbildern der römischen Architektur, weist aber auch einige Parallelen zur frühen byzantinischen Architektur auf. Es handelt sich dabei um einen zweigeschossigen Zentralbau, der einen zehneckigen symmetrischen Grundriss mit einer Kantenlänge von etwa 4,40 m aufweist. Das Monument besteht aus einem hohen ausladenden Sockel und einem zurücktretenden Obergeschoss, auf dem eine runde, aus einem einzigen Naturstein-Block hergestellte Dachkuppel von ca. 11 m Durchmesser aufliegt.

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Im Untergeschoss befand sich die Grabkammer. Zu dem ebenfalls zehneckigen Obergeschoss, das einen Kapellenraum mit rundem Grundriss beherbergt, gelangt man heute über eine im Jahr 1927 angebaute Außentreppe.

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Die Außentreppe führt zu einem etwa 1,30 m breiten Gang, der um das gesamte Oberschoss führt. Die Eingangstür zum Kapellenraum befindet sich genau über der Eingangstür des Untergeschosses.

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Das monumentale kreisrunde Kuppeldach beseht aus einem einzigen Monolithblock, der im Auftrag Theoderichs aus Istrien nach Ravenna transportiert werden musste. Unter dem Dach ist die Wand mit einem umlaufenden Zangenfries verziert.

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In der Außenmauer des Untergeschosses befinden sich 10 Bogennischen, von denen eine die Eingangstür zum Gruftraum enthält. Die Wahl eines Marmor nachahmenden Kalksteins als Baumaterial ist erstaunlich, zumal man zu der Zeit in Ravenna die Ziegelbauweise favorisierte.

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Der Innenraum des Untergeschosses, der von einem Kreuzgratgewölbe überwölbt wird, fungierte als Grabkammer. Das Kreuzgratgewölbe wurde ohne Mörtel aus passend behauenen Steinblöcken hergestellt.

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Im Domus dei Tappeti die Pietra (Haus der Steinteppiche) sind großflächige Mosaikfußböden zu sehen, die sich einst in einer frühbyzantinischen Villa des 6. Jhdts. befunden haben.

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Von außen betrachtet wirkt die Kirche San Vitale mit ihrem massiven Ziegelwerk relativ schlicht und schmucklos. Aber der Schein trügt. Der von den Rundbauten der Antike inspirierte oktogonale Zentralbau, der im 6. Jhdt. über den Resten einer kleinen kreuzförmigen Kirche aus dem 5. Jhdt. errichtet wurde, zählt nämlich zu den bedeutendsten Kirchenbauten der spätantik-frühbyzantinischen Zeit. Auch hier, wie wir das bereits beim benachbarten sog. Mausoleum der Galla Placidia gesehen haben, konzentriert sich alle Pracht im Innenraum. Mit dem Bau der Basilika, in dem sich Architekturformen aus dem Oströmischen Reich mit lokalen Bautechniken harmonisch verbanden, wurde vermutlich im Jahr 537 begonnen. Die Fertigstellung dürfte 546 oder 547 unter Bischof Maximianus erfolgt sein.

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Wie bereits erwähnt steht der Innenraum, dessen Größe und Pracht ihre faszinierende Wirkung unmittelbar nach dem Betreten entfaltet, im starken Kontrast zur Außenfassade. Der Zentralbau erstreckt sich über zwei Stockwerke und schließt mit einer Kuppel ab, die auf einem durchfensterten Tambour ruht.

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Im Grunde genommen besteht die Kirche aus zwei Achtecken. Das innere Achteck wird durch 8 mächtige Pfeiler gebildet, welche die Kuppel tragen. Den Raum zwischen den Pfeilern füllen halbrunde, durch zweisäulige Arkaden gegliederte Nischen. Zwischen zwei Pfeilern ist, ebenfalls durch Arkaden optisch abgetrennt, der Altarraum angelegt, der in eine Apsis mündet. Zwischen den anderen Pfeilern liegen die Durchgänge in das äußere Achteck. Die Kuppel ruht auf einem ebenfalls achteckigen, durchfensterten Tambour, der in Leichtbauweise aus Ringen von Tonröhren errichtet und nach außen mit einem Pyramidendach überdeckt ist. Ursprünglich gelangte man durch den im Südwesten angeschlossenen Narthex in die Kirche. Heute betritt man das Gebäude durch ein im 16. Jhdt. im Osten errichtetes Eingangsportal. Nicht ganz uninteressant ist auch, dass in die Decken des Umgangs zwischen dem inneren und äußeren Achteck im Mittelalter Kreuzgratgewölbe eingefügt wurden. Die Strebepfeiler am Außenbau stammen übrigens aus dem 16. Jhdt., sind also nicht original.

Bild: © Wikimedia Commons

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Weltberühmt ist San Vitale natürlich wegen seiner reichen Mosaikausstattung.

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Die Basilika Sant´Apollinare in Classe wurde in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in unmittelbarer Nähe zum damaligen Kriegshafen erbaut. Die Architektur der von Bischof Maximian im Jahr 549 geweihten Kirche folgt dem Beispiel der dreischiffigen Basilika, einer Bauform, die im Weströmischen Reich sowohl für manche Thron- und Empfangssäle in den Kaiserpalasten aber auch für Gerichts- oder Markthallen Verwendung gefunden hatte. Die Außenmauern bestehen aus schmalen roten Ziegelsteinen. Das Kircheninnere besteht aus drei Schiffen, die durch zwei Reihen von jeweils 12 Säulen voneinander getrennt sind. Wie in der Spätantike üblich ist die Basilika mit einem hölzernen Dachstuhl gedeckt.

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