ArchivDeutsches Ärzteblatt30/2003Rickettsiose - Q-Fieber: Wie man Risikopersonen vor Sekundärfolgen schützt
POLITIK: Medizinreport
Dtsch Arztebl 2003; 100(30): A-1990 / B-1652 / C-1557
Buchholz, Udo
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Bei Paarhufern wie Schafen grassiert Coxiellaburnetii als Zoonose. Menschen infizierensich über erregerhaltigen Staub. Foto: ddp
Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) nach einer Häufung von Q-Fieber-Erkrankungen im Landkreis Soest
Das Q-Fieber ist eine durch Coxiella burnetii ausgelöste fieberhafte Erkrankung, die akut mit Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und schwerem Krankheitsgefühl auftritt. Im weiteren Verlauf kann eine atypische Pneumonie oder granulomatöse Hepatitis auftreten. Schwangere haben (vor allem im 1. Trimenon) ein hohes Risiko für Aborte. Chronische (für mehr als sechs Monate), persistierende Infektionen können bei Personen mit Herzfehlern beziehungsweise Herzklappenprothesen nach bis zu 10 Jahren zu Endokarditiden führen.
Als Reservoir fungieren in Deutschland vor allem Schafe. Die Übertragung erfolgt vor allem durch Inhalation infektiösen, durch erregerhaltige Geburtsprodukte kontaminierten, Staubs. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung kommt nur selten vor. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis fünf Wochen. Eine Häufung von Q-Fieber-Erkrankungen trat kürzlich im Landkreis Soest auf:
Auf einem Bauernmarkt in Bad Sassendorf waren am 3. und 4. Mai Schafe ausgestellt worden. Eines dieser Schafe hatte am Morgen des 4. Mai gelammt. Im Rahmen einer vom gemeinsam vom Gesundheitsamt Soest, dem Landesinstitut für den öffentlichen Gesundheitsdienst und dem Robert Koch-Institut (RKI) durchgeführten Fallkontrollstudie wurde der Besuch des Bauernmarktes am 4. Mai (nicht aber am 3. Mai) als Risikofaktor für eine Q-Fieber-Erkrankung identifiziert.
Dieser Ausbruch war Anlass, über die Möglichkeit der Prävention von Sekundär- beziehungsweise Folgeerkrankungen nachzuforschen. Arbeiten des französischen Referenzzentrums für Rickettsien in Marseille zeigten, dass Patienten mit Q-Fieber-Endokarditis mehr als 400-mal häufiger eine Herzklappenanomalie hatten als andere Q-Fieber-Patienten (P-Wert < 10–7) (2). Von 31 Patienten mit Klappenanomalien und akuter Q-Fieber-Infektion entwickelten 12 (39 Prozent) im weiteren Verlauf eine Endokarditis (2). Eine Langzeittherapie mit Doxycyclin und Hydroxychloroquin schützte signifikant vor einer Endokarditis (6 von 8 Patienten; P-Wert < 0.01). Demgegenüber entwickelten 12 unbehandelte Patienten eine Endokarditis.
Bei Schwangeren war das Risiko für einen Abort vom Stadium der Schwangerschaft abhängig. Sieben unbehandelte Frauen, die sich während des 1. Trimenons infizierten, hatten sämtlich einen Abort, aber nur eine von 5 Frauen, die sich später infizierten (4).
Nachdem eine dreiwöchige Therapie bei einer Frau mit Infektion im 1. Trimenon den Abort nicht verhindern konnte, wurde bei vier Schwangeren für die Dauer der Schwangerschaft eine Behandlung mit Trimethoprim-Sulfamethoxazol durchgeführt. Keine der so behandelten Frauen hatte einen Abort. Der Unterschied zwischen unbehandelten und vollständig behandelten Frauen war statistisch signifikant (P-Wert < 0.01). Selbst die Langzeitbehandlung mit Trimethoprim-Sulfamethoxazol vermochte jedoch nicht vor einer Frühgeburt, niedrigem Geburtsgewicht, der Kolonisierung der Plazenta oder einer chronischen Infektion der Schwangeren zu schützen. Bei 12 von 14 Frauen kam es – unabhängig von der Therapie – nach der Geburt zu einer chronischen Infektion. Neun dieser Patientinnen erhielten eine Langzeittherapie von Doxycyclin und Hydroxychloroquin über mindestens zwölf Monate. Sieben dieser neun Patientinnen hatten eine weitere Schwangerschaft, die unauffällig verlief.
Da die Langzeittherapie mit erheblichen unerwünschten Wirkungen einhergehen kann, muss eine frische Infektion zuvor labordiagnostisch gesichert sein. Bei Trimethoprim-Sulfamethoxazol ist die mögliche, im Tierversuch festgestellte, Teratogenität zu beachten. Bei der Doxycyclin/Hydroxychloroquin-Kombinationstherapie sind vor allem die Photosensibilisierung (Doxycyclin) und die Gefahr retinaler Ablagerungen (Hydroxychloroquin) zu berücksichtigen.
Zusammenfassend sollte bei Personen mit labordiagnostisch nachgewiesenen akuten Q-Fieber-Infektionen, die schwanger sind, ein Herzvitium haben oder eine Herzklappenprothese tragen, eine langfristig vorbeugende Therapie in Betracht gezogen werden. Dabei sind im Einzelfall mögliche unerwünschte Wirkungen gegen den erhofften Nutzen abzuwägen.
Ärzte können im Konsiliar-Labor für Coxiellen am Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg eine kostenlose serologische Untersuchung durchführen lassen, wenn es sich dabei um Proben von Personen handelt, die sich am 4. Mai 2003 auf dem Bauernmarkt in Bad Sassendorf aufgehalten haben und zu dem Zeitpunkt schwanger waren oder bei denen ein Herzvitium/eine Herzklappenprothese bekannt ist. Kontaktperson ist Frau Dr. Porten am RKI, Telefon: 0 18 88/7 54-34 59.
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das im Internet unter www.aerzteblatt.de/lit3003 abrufbar ist.
Dr. med. Udo Buchholz
Abteilung für Infektionsepidemiologie
Robert Koch-Institut
Seestraße 10, 13353 Berlin
1.
RKI: Ratgeber Infektionskrankheiten (A-Z): Q Fieber. Verfügbar unter: www.rki.de/INFEKT/INFEKT.HTM
2.
Raoult D, Houpikian P, Tissot Dupont H, Riss JM, Arditi-Djiane J, Brouqui P. Treatment of Q fever endocarditis: comparison of 2 regimens containing doxycycline and ofloxacin or hydroxychloroquine. Arch Intern Med. 1999;159(2):167-73.
3.
Fenollar F., Raoult D. Risks factors and prevention of Q fever endocarditis. Clin Infect Dis 2001; 33(3)312-316.
4.
Raoult D, Fenollar F, Stein A. Q fever during pregnancy : diagnosis, treatment, and follow up. Arch Int Med 2002; 162(6):701-704.
5.
Anne-Claire de Benoist. Q fever outbreak in the Chamonix Valley, France, summer 2002. Eurosurveillance Weekly 2002;6(37)
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